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Nicht lustig

Meine Zweijährige vermisst ihre Kita sehr. Oft erzählt sie von den Erzieherinnen und den anderen Kindern in ihrer Gruppe, und dass sie sie gerne „knuddeln“ würde. Oder sie fragt, wann sie wieder auf den Spielplatz darf.

In letzter Zeit sagt sie oft Dinge wie „Runa ist leider krank“. Ich habe dann immer gelacht und gesagt: „Du bist doch nicht krank!“

Bis ich es heute kapiert habe.

Sie denkt seit 6 Wochen, sie darf nicht in die Kita und auf den Spielplatz, weil sie krank ist.

Und das ist ja genau der Generalverdacht, unter den die Politik Kinder stellt. Ich kann nur sagen: die Botschaft ist angekommen.

Wie soll ich ihr klarmachen, dass gar nicht sie krank ist, sondern unsere Gesellschaft? Die auf jedes Problem, ob Ruhestörung oder Pandemie, sofort reagiert mit „Kinder wegsperren!“, aber bei allen anderen Bevölkerungsgruppen wahnsinnige Angst hat, irgendjemanden zu verärgern?

Wie erkläre ich einer Zweijährigen, dass mit ihr alles in Ordnung ist, wenn ihr der Rest der Welt das Gegenteil sagt? Das soll mir mal einer erklären, denn ich weiß wirklich nicht mehr weiter.

Jep, ich habe Berufsverbot

Klingt drastisch, nicht? Berufsverbot? Sowas haben doch nur die Nazis gemacht, richtig? Aber ihr seht’s gleich – es stimmt.

Ich darf keine Lesungen mehr durchführen. Klar, Schulen sind geschlossen und große Menschenansammlungen verboten. Mein Verlust von März bis heute: knapp 1000 Euro.

Aber halt, ich darf ja noch allein zuhause Texte schreiben, richtig?

Darf, ja. Kann, nein. Denn es gibt immer noch keine Kita-Betreuung, und mein Mann arbeitet auch von zuhause. Anders als ich hat der aber eine Deadline für seinen Beamtenjob, also muss ich zurückstecken und Kinder betreuen, statt zu arbeiten.

Und das, obwohl nach allen bisherigen Erkenntnissen Kleinkinder Corona kaum übertragen und kaum selbst bekommen können. Es gibt also keinen Grund, Kitas geschlossen zu lassen. Die Meinung der Wissenschaftler ist unserer Regierung aber egal. Wen überrascht’s? Natürlich möchte die CDU/CSU die Frauen gern wieder am Herd sehen.

Aber hey, was soll’s? Künstler und Selbständige bekommen eine Entschädigung vom Staat, stimmt’s?

Leider falsch. Diese Entschädigung gilt nur für „laufende Betriebskosten“. Wer also eine Werkstatt hat, der bekommt seine Miete oder Materialien bezahlt. So etwas haben Autoren aber nicht. Ich schreibe zuhause, auf einem PC (einmalige Anschaffung), und wenn ich nicht auf Lesungen fahre, habe ich auch keine Benzinkosten, die ich einreichen könnte. Trotzdem verdiene ich nichts, habe also finanzielle Verluste.

Wegen Berufsverbot.

Denkt mal darüber nach.

Und wenn ihr nachgedacht habt, unterschreibt bitte die folgende Petition, die dafür sorgen will, dass ALLE Künstler vom Staat entschädigt werden, nicht nur die, die zufällig so-und-so arbeiten.

https://www.facebook.com/openPetition/videos/653270568826526/UzpfSTEzODQ3NTgxNDk6MTAyMjI1MzU4NTg5NzAyNzQ/

Noch’n Gedicht. Ähm, noch eine Video-Lesung.

Da die Lesung in der Villa Clementine leider coronabedingt ausfallen musste, hat die Stadt Wiesbaden stattdessen ein Lese-Video von mir hochgeladen. Hier sind also zwei weitere Ausschnitte aus „Herr Schnettelbeck“ zu sehen (gefilmt bei mir im Wohnzimmer, von meinem wunderbaren Ehemann, der sich immer geduldig für solche Sachen hergibt). Außerdem habe ich für das Video noch einige typische Fragen und Tipps zum Autoren-Dasein herausgesucht und beantwortet.

PS: Falls ihr den „Schnettelbeck“ noch nicht habt, oder falls ihr ihn zur Überbrückung der häuslichen Langeweile zu Ostern verschenken wollt: Bevor ihr bei Amazon bestellt, fragt doch mal bei eurem örtlichen Buchladen nach – viele Buchläden liefern im Moment frei Haus! Damit unterstützt ihr die Betriebe, die die Lockdown-Maßnahmen am härtesten treffen.