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Lesung auf einem kleinen, feinen Festival

Am Samstag dem 18. 9. hatte ich die Ehre, auf dem 1. Kinderliteraturfestival in Erbach im Odenwald zu lesen. Es war wunderschön gemacht, in einer tollen Location – leider nur spärlich besucht (nicht nur meine Lesung, das ganze Festival). Es hat sich wohl noch nicht herumgesprochen, aber ich kann es für künftige Jahre nur empfehlen! Das wird hoffentlich mal ein ganz großes.

Es gab Mangazeichnen, Schreib- und Druckwerkstätten und natürlich Lesungen. Hier sind ein paar Fotos (Copyright Gideon Haberkorn).

Ach ja, ich habe jetzt auch endlich richtige Autogrammkärtchen zum Unterschreiben 😀

PS, ja, ich weiß, meine Website ist auch nicht gerade up to date mit Lesungsterminen. Es gibt einfach fast keine. Und ich gelobe Besserung.

Der Irrsinn und ein neues Manuskript

Ich schreibe seit einem Dreivierteljahr ziemlich wild an einem neuen Manuskript. In drei Monaten will ich den ersten Entwurf fertig haben, danach kommen 6 Monate Überarbeitungszeit (oder mehr, je nachdem). Es wird wohl ein sehr unpolitisches Buch. Was soll ich über Politik schreiben? Merkel und ihre Truppe machent bessere politische Satire, als ich das jemals könnte.

Ich schreibe je schneller und effizienter, je beschissener es mir geht. Und ich kenne niemanden, dem es nicht beschissen geht. Die einen haben Angst vor Corona, die anderen vor den gravierenden gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen der Lockdownpolitik – die seit 6 Monaten erfolglos ist.

Trotzdem wäre das alles auszuhalten, wenn Schulen und Kindergärten offen bleiben würden. Ich bin erwachsen, ich kann damit leben, mein Leben für eine Weile auf Sparflamme zu führen. Aber Kinder und Jugendliche können das nicht. Wer ihnen in einem prägenden Alter Sozialkontakte und Bildung verwehrt, der stiehlt ihnen einen wichtigen Teil ihres Lebens und ihrer späteren Fähigkeiten. Ich könnte meine Grundrechte zeitweise einschränken lassen, wenn wir verdammt nochmal den Kindern das zugestehen würden, was sie brauchen.

Leider sind Kinder in Merkels Deutschland der letzte Dreck. Immer noch, nach einem Jahr. Und nach zahlreichen Beteuerungen, dass Kinder jetzt wichtiger genommen werden sollen. Doch, ehrlich. Aber diesmal! Diesmal wirklich!

Also heißt Notbremse: fast überall in Deutschland müssen Kinder und Jugendliche zuhause bleiben. Vielleicht dürfen sie übermorgen wieder hin. Wenn die Zahlen das so sagen. Und den Tag danach vielleicht wieder nicht. Herrlich. Sowas Bizarres könnte ich mir nicht ausdenken.

Neulich im Internet las ich einen Kommentar dazu in einer Kommentarspalte: „Tut mir leid, aber Kinder sind nicht systemrelevant. Machen Kinder vielleicht mein Essen?“ Nein, du Schwachmat – aber Kinder machen deine Kleider und deine Elektrogeräte, also hab gefälligst mal ein bisschen Respekt!

Derweil bleiben Supermärkte sonntags geschlossen und die Berufstätigen drängeln sich Samstags dort, weil sie keine Wahl haben. Viele Impfzentren impfen sonntags nicht. Weil, öhm, Viren sonntags Pause machen. Die WHO hat vor einigen Monaten ein Papier veröffentlicht, das besagte: Lockdowns verursachen wahnsinnige Kollateralschäden. Lockdowns sollte man erst anwenden, wenn alle anderen Möglichkeiten versucht worden sind.

In Deutschland ist nie eine andere Methode versucht worden.

Ich bin Wissenschaftlerin. Wenn ich merke, dass eine Methode nicht funktioniert, denke ich: okay, dann brauchen wir eine andere. Und dass wir seit 6 Monaten immer noch im Dauerlockdown sind und wir schon wieder mal dieselben Infektionszahlen haben wie im Dezember, ist der beste Beweis, dass sie nicht funktioniert.

Jetzt schreit wieder irgendwer: „Jaaa, aber das ist nur weil manche Leute sich nicht an die Beschränkungen halten!!“

Antwort darauf: es ist vollkommen egal, ob der Lockdown an den Viren scheitert oder an den Teilnehmern. Er funktioniert nicht. Und deshalb sterben Menschen und deshalb sind die Intensivstationen voll. Wären wir schlimmer dran, wenn wir eine andere Methode versuchen würden? Wir werden es niemals herausfinden, denn in Deutschland wird das nicht passieren.

Kinder und Jugendliche sind derweil halt „Kollateralschäden“. Meine jüngste Tochter wurde im April 2020 geboren. Okay, sie kriegt noch nicht mit, dass sie in ihrem ganzen Leben noch keine normalen Grundrechte hatte. Aber ich bin gespannt auf den Tag, an dem sie herausfindet, dass Fremde Gesichter haben. Und hier reden wir noch nicht mal davon, dass Übergewicht und psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ganz ungekannte Höhenflüge erleben.

Die Tage ist übrigens bekanntgegeben worden, dass dieses Jahr 100.000 zusätzliche Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen haben. Nicht 100.000 insgesamt – sondern 100.000 mehr als letztes Jahr.

Mann, wird dieses Buch schnell fertig. Aber ob bis dahin noch Kinder übrig sind, die lesen können?

„Die Lockdown-Politik ist gerade für die vulnerablen Gruppen wirkungslos. „

Über die Wirksamkeit einzelnder Corona-Maßnahmen wird viel gemutmaßt, aber wenig klare Ergebnisse sind erkennbar. Dazu kommt, dass sie oft von Land zu Land völlig unterschiedlich ausfallen, obwohl alle Länder so ziemlich das Gleiche gegen Corona tun, außer Schweden natürlich.

Deshalb habe ich bis jetzt zu dem Thema die Klappe gehalten. Vor ein paar Tagen ist aber ein Artikel erschienen, in dem alle diese Probleme nüchtern, klar und deutlich aufgearbeitet werden. Und ja, die Corona-Krisenpolitik unserer Regierung ist genauso willkürlich, instabil und unwissenschaftlich, wie sie scheint. Das Schlimmste aber ist, dass die Lockdown-Methode keine Besserung der Lage bewirken kann.

Dieses Papier ist absolut lesenswert. Wer hat’s verfasst? Ärzte, Pflegeberater von der Charité, Sozialforscher, Juristen und Versorgungsforscher. Deshalb deckt es das Thema Corona-Bekämpfung auch von allen Seiten ab. Das erfordert 104 Seiten – aber zum Glück gibt es eine 6-seitige Zusammenfassung am Anfang.

Themen sind zum Beispiel: Welche Möglichkeiten der Infektionsbekämpfung gibt es bei Corona überhaupt? Wie gut ist der Schutz durch die Impfung? Wie sollte sie verteilt werden? Warum müssen wir davon ausgehen, dass Geimpfte immer noch andere Leute anstecken können, obwohl sie selbst nicht krank werden?

Warum ist es falsch, dass Politiker der Bevölkerung die Schuld für die steigenden Neuinfektionen geben? Warum ist die Anzahl der Neuinfektionen nicht geeignet, um die Lage zu beurteilen? (Spoiler: der R-Wert taugt dafür auch nicht.) Warum schützen Lockdowns die Risikogruppen nicht? Warum ist es so verdammt wichtig, dass endlich eine Schnelltestpflicht für Pflegeheime eingeführt wird? Und warum ist es vollkommen unmöglich, in den nächsten Monaten auf unter 50/100.000 Neuinfektionen zu kommen, selbst wenn die Impfung der Risikogruppen perfekt nach Plan ablaufen würde?

Zum Schluss geht es noch darum, was der ständige Panikmodus und der mangelnde Sozialkontakt mit unserer Gesellschaft anstellen. Und warum eine normale Diskussion über das Thema Corona fast unmöglich geworden ist (Spoiler: zuviele Deutsche fallen zurück in Steinzeit-Denkmuster).

Das Schönste aber ist: die Autoren zeigen Lösungen für alle diese Probleme auf.

Wer die Steinzeit-Denkfalle vermeiden will – oder einfach mal die wissenschaftlichen Hintergründe der Coronaforschung verstehen will – dem sei dieses Papier wärmstens empfohlen. So viel gesunder Menschenverstand treibt einem echt die Freudentränen in die Augen.

Das Thesenpapier gibt es hier:

https://www.socium.uni-bremen.de/uploads/News/2020/Thesenpapier_7.pdf?fbclid=IwAR37L-xgtnOkqI8sJymYb58hJsnXTlSVz_2NlRMXJo15obC2y1Kog48HaZg

Ich entschuldige mich für den Mangel an niedlichen Bienchen in diesem Post, aber es gibt Zeiten, da funktionieren niedliche Bienchen nicht mehr als Ablenkung.

Deutsche Seele 2020

Eigentlich würde ich gerne den Rückblick auf dieses Jahr ausfallen lassen. Muss das wirklich nochmal Revue passieren? Aber hey, jeder schreibt doch, was er gelernt hat, im Jahr 2020, wo alles „anders“ war. Meine Erkenntnisse waren… lehrreich. Aber es waren keine guten dabei.

Ich habe gelernt, wie egoistisch die Deutschen sind (siehe das Horten von Klopapier und Nudeln), während sie gleichzeitig pathetisch die „Solidarität“ beschwören. Wie wenige Deutsche es interessiert, dass Millionen Menschen seit März Berufsverbot haben und unzureichend und viel zu spät entschädigt werden (und zwar Leute, die wirklich finanziell davon abhängig sind. Nicht solche Feierabend-Autoren wie ich.) Ich habe gelernt, wie unproduktiv, aggressiv und menschenfeindlich der gesellschaftliche Diskurs wird, wenn er (zwangsweise) in die sozialen Medien verlagert wird.

Vor allem aber habe ich gesehen, wie viele Leute im Jahresrückblick Dinge posten wie „Dieses Jahr habe ich gelernt, wie dankbar ich für alles sein kann, was ich besitze“ oder „Dieses Jahr habe ich festgestellt, dass ich Glück habe, ein Dach über dem Kopf zu haben.“

In keinem dieser Sätze kommen andere Menschen vor. Freundschaften? Fehlanzeige. Kollegen, die man vermisst? Nö. Verwandte, die man lange nicht sehen konnte? Ach was. Wirklich wichtig ist der volle Kühlschrank und der Netflix-Zugang.

Bin ich der einzige, dem bei solchen Sätzen übel wird? Ist das Deutschland? Wirklich? Solange wir materiell versorgt sind, ist alles supi?

Ich persönlich habe dieses Jahr vor allem gemerkt, wie sehr ich andere Menschen vermisse. Gute Gespräche mit wenigen, wirklich wichtigen Leuten. Menschen als Seelen-Akku-Ladegerät. Oder nur mal ein höfliches Lächeln von Fremden (das jetzt hinter Masken verschwindet). Menschen sind hochsoziale Tiere, würde ein Verhaltensforscher jetzt sagen.

Aber für viele Deutsche ist Einsamkeit im Jahr 2020 zum Luxusproblem mutiert. Nix, was man ernstnehmen muss. Man sollte lieber dankbar sein, dass man ein Dach über dem Kopf hat! Wir haben es doch so viel besser als die armen Säcke in Moria!

Ach ja, was ist eigentlich aus denen geworden? Moria ist im September abgebrannt, erinnert ihr euch? Deutschland hat damals (nach großem Druck auf Horst Seehofer) versprochen, 1550 Menschen aus Moria aufzunehmen, hauptsächlich kranke Kinder und ihre Familien. Bis jetzt (Ende Dezember) sind weniger als 400 davon in Deutschland angekommen. Wie wäre es also, gerade über Weihnachten mal nachzuhaken, wie es eigentlich den wirklich Benachteiligten geht? Statt in satter Selbstzufriedenheit demütige kleine Sprüche zu posten? Aber genug mit dem Exkurs. Zurück zum Thema.

Isolation. Sehnsucht nach menschlichen Kontakten. Wer Google Scholar bemüht, der wird dort unter „mortality social isolation“ eine endlose Liste von Publikationen finden, die alle zeigen: Einsamkeit ist schlecht für die Gesundheit. Einsamkeit erhöht die Sterblichkeit, unter alten Menschen sogar um bis zu 30%. Einsamkeit tötet.

Bis 2020 war das auch ein Problem, das durchaus ernstgenommen wurde, vor allem die Einsamkeit alter Leute in Pflegeheimen. Seit März interessiert das keinen mehr. Social Distancing heißt das Modewort, alles kein Problem, wir haben ja alles digital, alles supi. Da frage ich mich: wenn ich mich schon so isoliert und abgeschnitten fühle, obwohl ich mit Mann und 2 Kleinkindern zusammenlebe – wie geht es dann Leuten, die allein leben oder keinen Verwandtenbesuch bekommen oder sich derzeit nicht unter Menschen trauen? Gehen die nicht die Wände hoch?

Bis jetzt hat niemand dazu etwas zu sagen gehabt, nur der deutsche Ethikrat kam letzte Woche mal mit Forderungen in die Puschen. Ich will nicht über Sinn und Unsinn bestimmter Isolationsmaßnahmen reden, das gehört nicht hierher. Aber es schockiert mich, wie materiell und unsozial viele Deutsche sind – und wie wenig dazugehört, dass sie es auch ungeniert zeigen. Solange sie im Überfluss leben, brauchen sie keine anderen Menschen, und sie sind auch noch stolz darauf. Das ist meine wichtigste Erkenntnis aus 2020. Leider gibt es keine schönere.

Clubs und Vereine in Not

Die Kulturszene leidet enorm unter den derzeitigen Veranstaltungs-Einschränkungen. Viele Clubs und Vereine stehen vor dem Aus, denn das Rettungsgeld des Staates ist leider verbraucht und viele Clubs können mit den derzeitigen Auflagen keine Veranstaltungen durchführen. Keine Veranstaltungen = keine Einnahmen.

Und was nützt es, wenn wir irgendwann alle wieder abends weggehen dürfen – aber nichts mehr da ist, wo man hingehen kann?

Mal ganz abgesehen davon, wie viele Arbeitsplätze an Restaurants, Clubs, Konzerthallen und gemeinnützigen Kulturvereinen hängen! Viele Clubs bitten jetzt ihre früheren Kunden und regelmäßigen Besucher, sie zu unterstützen. Deshalb rühre ich jetzt mal die Werbetrommel für zwei „gute Zwecke“, die ich unterstütze. Wenn ihr aus der Gegend Wiesbaden/Mainz seid, kennt ihr sie sicher.

Das eine ist der gemeinnützige Kulturverein „Kreativfabrik Wiesbaden„. Denen kann man spenden, man kann aber auch mit dem Kauf von coolem Merchandise unterstützen. Ich hab mir den Jutebeutel bestellt 🙂

In der Kreativfabrik ist übrigens der Proberaum meiner Band. Und deshalb bitte ich euch inständig: wenn ihr die Krea kennt und mögt, schiebt ihnen ein paar Kröten zu! Sonst sitzt meine Band nämlich auf der Straße. Hier ist der Link:

https://www.startnext.com/krea-kultur-muss-weitergehen

Der andere Spendenaufruf betrifft das „Alexander the Great“ in Mainz. Der beste (und ehrlicherweise: einzige) Rockschuppen in der Gegend, und ein fester Bestandteil meiner Studienzeit. Das wäre echt ein herber Verlust für das Rhein-Main-Gebiet! Für das ATG kann man „Patenschaften“ in selbstgewählter Höhe übernehmen. Hier ist der Link:

www.atg-rockclub.de/patenschaften

Wer möchte, kann das Geschehen auch auf Facebook verfolgen. Falls ihr da seid. Ich glaub, die jungen Leute sind gar nicht mehr auf Facebook.

Jedenfalls, egal ob im Rhein-Main-Gebiet oder anderswo in Deutschland: wenn wir nicht die gottverdammte Aufgabe des Staats übernehmen und unsere Lieblingsclubs und -Vereine selbst retten, dann wird es nach der Pandemie genauso aussehen wie während der Pandemie. Nämlich dröge und leer. Nur, dass wir dann nicht deshalb zuhause bleiben, weil die Clubs geschlossen sind – sondern weil es keine mehr gibt.

Lukas getroffen!

Es muss 25 Jahre her sein, dass ich das letzte Mal einen Hirschkäfer-Bock gesehen habe. Und dann lief mir neulich im Park einer über den Weg – beziehungsweise saß auf dem Weg, und zum Glück habe ich ihn gesehen, bevor jemand drauftreten konnte.

Bin also im echten Leben Lukas begegnet. Zwei Tage später zeigt mir mein Vater ganz stolz ein Foto auf seinem Handy: „Guck mal, ich hab einen Hirschkäfer gesehen!“ Es scheint ein gutes Jahr für Hirschkäfer zu sein.

(Foto: Copyright mein Mann.)

Meine Tochter liebt übrigens Insekten. Was leider dazu führt, dass sie manchmal gestochen wird, weil sie sich einbildet, Hummeln wären zum Kuscheln da. Naja, learning by burning.

Nicht lustig

Meine Zweijährige vermisst ihre Kita sehr. Oft erzählt sie von den Erzieherinnen und den anderen Kindern in ihrer Gruppe, und dass sie sie gerne „knuddeln“ würde. Oder sie fragt, wann sie wieder auf den Spielplatz darf.

In letzter Zeit sagt sie oft Dinge wie „Runa ist leider krank“. Ich habe dann immer gelacht und gesagt: „Du bist doch nicht krank!“

Bis ich es heute kapiert habe.

Sie denkt seit 6 Wochen, sie darf nicht in die Kita und auf den Spielplatz, weil sie krank ist.

Und das ist ja genau der Generalverdacht, unter den die Politik Kinder stellt. Ich kann nur sagen: die Botschaft ist angekommen.

Wie soll ich ihr klarmachen, dass gar nicht sie krank ist, sondern unsere Gesellschaft? Die auf jedes Problem, ob Ruhestörung oder Pandemie, sofort reagiert mit „Kinder wegsperren!“, aber bei allen anderen Bevölkerungsgruppen wahnsinnige Angst hat, irgendjemanden zu verärgern?

Wie erkläre ich einer Zweijährigen, dass mit ihr alles in Ordnung ist, wenn ihr der Rest der Welt das Gegenteil sagt? Das soll mir mal einer erklären, denn ich weiß wirklich nicht mehr weiter.

Jep, ich habe Berufsverbot

Klingt drastisch, nicht? Berufsverbot? Sowas haben doch nur die Nazis gemacht, richtig? Aber ihr seht’s gleich – es stimmt.

Ich darf keine Lesungen mehr durchführen. Klar, Schulen sind geschlossen und große Menschenansammlungen verboten. Mein Verlust von März bis heute: knapp 1000 Euro.

Aber halt, ich darf ja noch allein zuhause Texte schreiben, richtig?

Darf, ja. Kann, nein. Denn es gibt immer noch keine Kita-Betreuung, und mein Mann arbeitet auch von zuhause. Anders als ich hat der aber eine Deadline für seinen Beamtenjob, also muss ich zurückstecken und Kinder betreuen, statt zu arbeiten.

Und das, obwohl nach allen bisherigen Erkenntnissen Kleinkinder Corona kaum übertragen und kaum selbst bekommen können. Es gibt also keinen Grund, Kitas geschlossen zu lassen. Die Meinung der Wissenschaftler ist unserer Regierung aber egal. Wen überrascht’s? Natürlich möchte die CDU/CSU die Frauen gern wieder am Herd sehen.

Aber hey, was soll’s? Künstler und Selbständige bekommen eine Entschädigung vom Staat, stimmt’s?

Leider falsch. Diese Entschädigung gilt nur für „laufende Betriebskosten“. Wer also eine Werkstatt hat, der bekommt seine Miete oder Materialien bezahlt. So etwas haben Autoren aber nicht. Ich schreibe zuhause, auf einem PC (einmalige Anschaffung), und wenn ich nicht auf Lesungen fahre, habe ich auch keine Benzinkosten, die ich einreichen könnte. Trotzdem verdiene ich nichts, habe also finanzielle Verluste.

Wegen Berufsverbot.

Denkt mal darüber nach.

Und wenn ihr nachgedacht habt, unterschreibt bitte die folgende Petition, die dafür sorgen will, dass ALLE Künstler vom Staat entschädigt werden, nicht nur die, die zufällig so-und-so arbeiten.

https://www.facebook.com/openPetition/videos/653270568826526/UzpfSTEzODQ3NTgxNDk6MTAyMjI1MzU4NTg5NzAyNzQ/

Noch’n Gedicht. Ähm, noch eine Video-Lesung.

Da die Lesung in der Villa Clementine leider coronabedingt ausfallen musste, hat die Stadt Wiesbaden stattdessen ein Lese-Video von mir hochgeladen. Hier sind also zwei weitere Ausschnitte aus „Herr Schnettelbeck“ zu sehen (gefilmt bei mir im Wohnzimmer, von meinem wunderbaren Ehemann, der sich immer geduldig für solche Sachen hergibt). Außerdem habe ich für das Video noch einige typische Fragen und Tipps zum Autoren-Dasein herausgesucht und beantwortet.

PS: Falls ihr den „Schnettelbeck“ noch nicht habt, oder falls ihr ihn zur Überbrückung der häuslichen Langeweile zu Ostern verschenken wollt: Bevor ihr bei Amazon bestellt, fragt doch mal bei eurem örtlichen Buchladen nach – viele Buchläden liefern im Moment frei Haus! Damit unterstützt ihr die Betriebe, die die Lockdown-Maßnahmen am härtesten treffen.